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Schon gewusst?
Zahlen – Daten – Fakten

Grün sein kostet nur Geld. Oder doch nicht? Unternehmen stecken Millionen in Photovoltaik, Reduzierung der CO₂-Bilanzen oder E-Auto-Fuhrparks. Aber wie sehr „lohnen“ sich diese Maßnahmen tatsächlich – nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell betrachtet? Und: Welche Kosten entstehen umgekehrt, wenn man auf Nachhaltigkeit verzichtet? Denn auch abseits der großen Technikfragen produziert „Nicht-Nachhaltigsein“ mitunter hohe Kosten: Lebensmittelüberproduktion verursacht jedes Jahr Verluste in Milliardenhöhe – damit landen nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern auch bares Geld im Müll. Auch im Personalbereich können mitunter hohe Kosten entstehen, wenn die Nachhaltigkeit vernachlässigt wird. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Fakten. Was kostet nicht nachhaltiges Handeln heute – und wie ließen sich Geld und Ressourcen langfristig einsparen – zum Beispiel durch zukunftsgerichtete unternehmerische Entscheidungen, engagierte Mitarbeitende und geringere Verschwendung?

40 % würden kündigen – wer beim Klima spart, verliert Talente 

Wer heute Fachkräfte binden will, braucht mehr als Kickertische und Obstkörbe. Gefragt ist klare Haltung – vor allem in Sachen Klima- und Umweltschutz. Nachhaltigkeit ist für viele Beschäftigte in Deutschland längst kein Bonus mehr, sondern Grundbedingung.

Mehr als die Hälfte der potenziellen Bewerbenden nennt Klimaschutz inzwischen als wichtigstes Kriterium bei der Jobwahl. Und knapp 40 % würden im Ernstfall sogar kündigen – etwa dann, wenn ihre Arbeitgeberin oder ihr Arbeitgeber in umweltschädliche Projekte investiert. 

Für Firmen, die sich als zukunftsfähige Arbeitgebende aufstellen wollen, ist das ein deutliches Signal: Nachhaltigkeit ist mehr als ein Imagefaktor – es ist eine strategische Pflicht. Gerade im Fachkräftemangel kann ein schwaches Nachhaltigkeitsprofil richtig teuer werden – und zwar nicht nur fürs Klima. 

Quellenangabe
the stepstone group (2023): Studie: Drei von vier Beschäftigten würden sich eher bei nachhaltigen Unternehmen bewerben: https://www.thestepstonegroup.com/deutsch/newsroom/pressemitteilungen/studie-drei-von-vier-beschaeftigten-wuerden-sich-eher-bei-nachhaltigen-unternehmen-bewerben/ (letzter Abruf: 21.07.2025)
the stepstone group (2024): Q2 2024 Hiring Trends Index: Interesse an Nachhaltigkeit in Deutschland und Großbritannien: https://www.thestepstonegroup.com/deutsch/insights/artikel/q2-2024-hiring-trends-index-interesse-an-nachhaltigkeit-in-deutschland-und-grossbritannien/ (letzter Abruf: 21.07.2025)
statista (2025): Ist die Haltung eines potentiellen Arbeitgebers zum Klima ein wichtiges Kriterium bei Ihrer Jobsuche?: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1404013/umfrage/bedeutung-von-nachhaltigkeit-des-arbeitgebers-bei-jobsuche/ (letzter Abruf: 28.08.2025)

Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon – das toxische Trio der Luftverschmutzung – kostet Europa jedes Jahr rund 600 Milliarden Euro. Kein Rechenfehler, sondern bittere Realität.

Schlechte Luft schadet nicht nur der Umwelt, sondern belastet auch Gesundheitssysteme und Arbeitsmärkte – und damit ganze Volkswirtschaften. Und sie kostet Leben: Jährlich sterben Hunderttausende Menschen allein in der europäischen WHO-Region an den Folgen verschmutzter Luft – trotz aller Fortschritte der letzten Jahrzehnte.

Die Rechnung liegt längst auf dem Tisch – wir bezahlen sie mit Geld, Gesundheit und Lebenszeit. Je länger wir zögern, desto teurer wird sie.

Quellenangabe
WHO (2025): WHO unterstützt erneute Verpflichtung der Länder zu Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität: https://www.who.int/europe/de/news/item/07-05-2025-who-supports-renewed-country-commitment-to-action-on-air-quality (letzter Abruf: 22.07.2025)
Bruegel (2024): How much does Europe pay for clean air?: https://www.bruegel.org/working-paper/how-much-does-europe-pay-clean-air (letzter Abruf: 22.07.2025)


437 Milliarden US-Dollar

So viel könnte die Industrie weltweit jährlich bis 2030 sparen – allein durch bessere Energieeffizienz.

Übersetzt heißt das: alte Heizsysteme raus, Wärmepumpen rein. Glühbirnen raus, LEDs rein etc. Kein Hexenwerk – nur der tatsächliche Einsatz von Technik, die längst verfügbar ist. In größerem Umfang können besser isolierte Gebäude den Bedarf an Heizungen oder Klimaanlagen minimieren und der Wechsel auf Elektrofahrzeuge kann zu starken Energieeinsparrungen führen, wenn hierbei auf erneuerbare Energiequellen zurückgegriffen wird. Aber Finanzierung, Politik, Konsumentenverhalten und Innovation entscheiden, ob aus den 437 Milliarden US-Dollar ein reales Sparpotenzial wird.

Ob EU, USA oder China – wer Energie effizienter nutzt, schützt nicht nur das Klima, sondern auch die Staatskasse. Milliarden, die statt in fossile Abhängigkeit besser in Bildung, Gesundheit oder klimagerechte Infrastruktur investiert werden könnten. Energieeffizienz ist wohl der größte ungehobene Schatz der Energiewende – und er liegt direkt vor uns.

Quellenangabe
Reuters (2923): Energy efficiency could offer major climate wins. But what is it?: https://www.reuters.com/sustainability/climate-energy/energy-efficiency-could-offer-major-climate-wins-what-is-it-2023-12-05/ (letzter Abruf: 21.07.2025)


59 % der Unternehmensleitungen spüren inzwischen deutlich den Druck ihrer Kundschaft, nachhaltiger zu wirtschaften. Und das kommt nicht von ungefähr: 64Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten nennen Nachhaltigkeit inzwischen als eine der Top-3-Kaufkriterien.

Beim Preis zeigt sich der Trend noch deutlicher: 80 % der Verbraucherinnen und Verbraucher wären bereit, für nachhaltigere Produkte mehr zu bezahlen.

Fazit: Wer nicht investiert, riskiert Marktanteile. Wer nachhaltig produziert, gewinnt nicht nur Image, sondern profitiert auch von echter Zahlungsbereitschaft.

Quellenangabe
Deloitte (2024): Deloitte 2024 CxO Sustainability Report: Signs of a shift in business climate action: https://www.deloitte.com/content/dam/assets-shared/docs/about/2024/deloitte-2024-cxo-sustainability-report.pdf (letzter Abruf: 22.07.2025)
Simon-Kucher (2024): Simon-Kucher unveils 2024 Global Sustainability Study: Majority willing to pay more for green products: https://www.simon-kucher.com/en/who-we-are/newsroom/simon-kucher-unveils-2024-global-sustainability-study-majority-willing-pay-more (letzter Abruf: 22.07.2025)
PwC (2024): Consumers willing to pay 9.7% sustainability premium, even as cost-of-living and inflationary concerns weigh: PwC 2024 Voice of the Consumer Survey: https://www.pwc.com/gx/en/news-room/press-releases/2024/pwc-2024-voice-of-consumer-survey.html (letzter Abruf: 22.07.2025)

Allein in Deutschland landen jedes Jahr über 10.8 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Vieles davon könnte genutzt werden – oder noch besser: gar nicht erst produziert und gekauft werden. Nachhaltigkeit bedeutet Aufwand? Sicher. Doch Lebensmittelverschwendung kostet nicht nur bares Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen – und das in allen Bereichen: 

Fast zwei Drittel (58 Prozent) dieser Verschwendung entstehen in Privathaushalten – das sind fast 75 Kilogramm pro Person und Jahr. Danach folgen Außer-Haus-Verpflegung mit 18 Prozent, Verarbeitende Industrie mit 15 Prozent und der Handel mit 7 Prozent – und die Primärproduktion mit gut 2 Prozent – wobei viele ungenutzte Lebensmittel betriebsintern verwertet werden.

Quellenangabe
Umweltbundesamt (o. J.): Umweltbewusst im Alltag: Lebensmittelverschwendung vermeiden: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/lebensmittelverschwendung-vermeiden#gewusst-wie (letzter Abruf: 23.07.2025)
BMLEH (2025): Lebensmittelabfälle in Deutschland: Aktuelle Zahlen nach Sektoren: https://www.bmleh.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html (letzter Abruf: 28.08.2025)

EU-Vorgaben wie die Ökodesign-Verordnung oder der für 2026 geplante dritte Circular Economy Action Plan setzen klare Signale: Wer jetzt nicht investiert, zahlt später doppelt – mit Geld, Reputation und Wettbewerbsfähigkeit.

Auch in Deutschland schafft die NKWS (Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie) 2025 einen verbindlichen Rahmen, der Unternehmen zu ressourceneffizientem Wirtschaften verpflichtet.

Dass 77 % der europäischen Unternehmen das Thema bereits in ihre Nachhaltigkeitsstrategie integriert haben, zeigt: Circular Economy ist nicht nur eine Reaktion auf Vorschriften – sondern zunehmend Baustein wirtschaftlicher Resilienz. Denn geschlossene Materialkreisläufe sparen Rohstoffe, reduzieren Abhängigkeiten und schützen Unternehmen vor Preisexplosionen.

Quellenangabe
Bertelsmann Stiftung (2025): Circular Economy braucht Leadership: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/circular-economy-braucht-leadership (letzter Abruf: 24.07.2025)

Während der weltweite Energiebedarf rasant wächst und die CO₂-Emissionen in den vergangenen 30 Jahren um 50 % gestiegen sind, bemüht sich Deutschland – wenn auch mit kleinen Schritten –, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen: 2023 konnte der niedrigste Emissionsstand seit 70 Jahren verzeichnet werden, vor allem dank eines starken Rückgangs beim Kohleverbrauch und krisenbedingt sinkender Industrieproduktion. Doch das reicht nicht für eine langfristige Trendwende – besonders im Verkehr- und Gebäudesektor bleiben die Herausforderungen groß. Auch das Ziel des Ausbaus der Bio-Anbauflächen auf 30Prozent bis 2030 wird trotz stetiger Vergrößerung wohl nicht erreicht.

Aber es gibt auch Lichtblicke: Der europäische Markt für grüne Technologien und Nachhaltigkeit wächst kräftig – mit prognostizierten 21.6 % Zuwachs zwischen 2021 und 2027. Und die immer weiter wachsende Zahl an Elektroautos in Deutschland emittiert über ihren gesamten Lebenszyklus etwa 53 bis 59Prozent weniger CO₂ als Benziner oder Diesel. Voraussetzung: ein Strommix, der bereits heute deutlich sauberer ist als noch vor wenigen Jahren.


Quellenangabe
statista (2025): Greenhouse gas emissions worldwide – statistics & facts: https://www.statista.com/topics/5770/global-greenhouse-gas-emissions/#dossierKeyfigures (letzter Abruf: 24.07.2025)
Bundesamt für Naturschutz (2024): Ökologischer Landbau in Deutschland: https://www.bfn.de/daten-und-fakten/oekologischer-landbau-deutschland (letzter Abruf: 24.07.2025)
Agora (2024): Deutschlands CO2-Ausstoß sinkt auf Rekordtief und legt zugleich Lücken in der Klimapolitik offen: https://www.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2023/2023-35_DE_JAW23/2024-01-04_PM_Jahresauswertung_2023_AEW.pdf?utm_source=chatgpt.com (letzter Abruf: 28.08.2025)
icct (2021): FACT SHEET EUROPE: Klimabilanz von elektrischen und verbrennungsmotorischen Pkw: https://theicct.org/wp-content/uploads/2022/01/Global-LCA-passenger-cars-FS-DE-jul2021.pdf?utm_source=chatgpt.com (letzter Abruf: 28.08.2025)
KBV (2021): Europe Green Technology and Sustainability Market: https://www.kbvresearch.com/europe-green-technology-and-sustainability-market/ (letzter Abruf: 24.07.2025)

Fazit

Klar ist: Ohne konsequent nachhaltige Wirtschaftsmodelle werden Energie-, Ernährungs- und Klimakrisen zum Alltag – mit einem deftigen Preisschild. Es ist Zeit, umzudenken und gegenzusteuern, denn Nachhaltigkeit ist auch ein Wachstumsmarkt voller Chancen. 

Unser Fazit: Nachhaltigkeit kostet – doch Nicht-Nachhaltigkeit kostet langfristig deutlich mehr.

Julia Becker ist Mitarbeiterin im Bereich „Kommunikation“ beim RKW Kompetenzzentrum. 
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