PORTRAIT


Silicon Vilstal:
Soziale Innovation auf dem Land


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In einer Zeit globaler Herausforderungen gewinnt Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung – besonders dort, wo Wandel oft unterschätzt wird: im ländlichen Raum. Silicon Vilstal zeigt, wie ökologische Verantwortung und soziale Innovation Hand in Hand gehen können, um zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsmodelle jenseits urbaner Zentren zu gestalten.

Silicon Vilstal, etwa eine Stunde nordöstlich von München, wirkt auf den ersten Blick wie ein typisch ländliches Gebiet. „Es ist sehr grün, sehr landwirtschaftlich geprägt, aber es ist eigentlich eine Region wie jede andere“, erklärt Helmut Ramsauer, Gründer der Innovationsplattform, und zieht dabei den Vergleich zu San Francisco und dem Silicon Valley, das ursprünglich ebenfalls von ländlichen Strukturen geprägt war. Die Gegend könnte als Paradebeispiel für innovativen Wandel dienen, die ohne die Voraussetzungen großer städtischer Zentren auskommt.


Das Vilstal ist ist sehr grün, sehr landwirtschaftlich geprägt, aber es ist eigentlich eine Region wie jede andere.“

Helmut Ramsauer, Transformationsexperte, Kurator für Ökosysteme und seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagierter Bürger, gründete 2016 „Silicon Vilstal“, um ländliche Räume als Zukunftsstandorte neu zu denken. Mit einem starken Netzwerk aus Unternehmen, Kommunen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern fördert die Initiative Innovation und Unternehmertum – weit über Niederbayern hinaus. 2024 folgte die Auszeichnung mit dem European Enterprise Promotion Award (EEPA), ein Zeichen dafür, dass Fortschritt überall entstehen kann. Mit den European Enterprise Promotion Awards zeichnet die EU-Kommission Behörden, Wirtschafts- und Bildungseinrichtungen sowie öffentlich-private Partnerschaften aus, die Unternehmertum und Unternehmergeist auf außergewöhnliche Weise fördern. Ziel ist es, erfolgreiche Maßnahmen europaweit sichtbar zu machen und als Best-Practice-Beispiele in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit zu rücken. 

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Finanzierung trifft Engagement und Praxis

Die Finanzierung von Silicon Vilstal beruht primär auf staatlichen Förderungen, der Unterstützung von Stiftungen, Sponsoring durch Unternehmen und einer regionalen Crowd-Funding-Plattform. Ein großes Plus des Projekts ist das umfangreiche ehrenamtliche Engagement, das dem Vorhaben zugutekommt.  

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das starke Netzwerk aus Partnerinnen und Partnern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern. „Unser Reallabor ist die Gesellschaft selbst“, beschreibt Helmut Ramsauer das soziale Reallabor, in dem Start-ups und gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure eng zusammenarbeiten. Dabei wird der Austausch zwischen verschiedenen Gruppen so organisiert, dass Start-ups in einer frühen Phase ihrer Entwicklung die Möglichkeit haben, ihre Ideen in der realen Welt zu testen.  

Bei vielen dieser Ideen geht es um Nachhaltigkeit – sei es durch die Entwicklung regionaler Lieferketten, die Förderung umweltfreundlicher Mobilitätslösungen oder in Form einer Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft. So entstehen beispielsweise in Kooperation mit lokalen Betrieben innovative Ansätze für eine ressourcenschonende Produktion und klimabewusste Geschäftsmodelle. Der ländliche Raum wird dabei nicht als Nachzügler, sondern als aktives Versuchsfeld für nachhaltige Zukunftslösungen verstanden.


Der ländliche Raum wird dabei nicht als Nachzügler, sondern als aktives Versuchsfeld für nachhaltige Zukunftslösungen verstanden."

Der Erfolg von Silicon Vilstal hängt von einer engen Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort ab. Der Reallaboransatz sei bewusst so gewählt worden, dass er keine großen technologischen Ressourcen erfordere, sondern „lediglich Überzeugungsarbeit und gutes Zureden“. Helmut Ramsauer zeigt dabei auf, wie wichtig es ist, die Menschen in die Projekte einzubeziehen, damit diese nicht nur als Beobachtende, sondern als aktive Mitgestaltende fungieren können. 

„Der Fokus liegt immer auf Start-ups, die die Konsumentinnen und den Konsumenten direkt ansprechen, also Business-to-Consumer-Start-ups“, sagt Helmut Ramsauer und verweist dabei auf den hohen praktischen Nutzen für die Bevölkerung: „Es geht darum, echte Probleme zu lösen, die die Menschen in ihrem Alltag beschäftigen.“

Das Silicon Vilstal Erlebnisfestival: vom lokalen Event zum größten Social-Innovation-Event Europas 

Silicon Vilstal Erlebnisfestival

Mit 5000 Teilnehmenden das größte Social-Innovation-Event Europas

Das Silicon Vilstal Erlebnisfestival ist das Flagship-Event, ein Highlight der Innovationsszene. Vom 19. bis 21. September 2025 fand die Veranstaltung in Vilsbiburg statt, mit einem ganz besonderen Thema: „Happy dahoam“, was für Regionalglück steht. Das Ereignis ist mittlerweile das größte Social-Innovation-Event Europas mit rund 5.000 Teilnehmenden und thematisiert aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. 

Das Ziel: Ideen aufzeigen, wie Innovation auf regionaler Ebene funktionieren kann. Ein anschauliches Beispiel stellt die diesjährige Social-Design-Challenge zum Thema „Glücklich im Alter“ dar. Die Veranstaltung verbindet nicht nur innovative Ideen, sie setzt auch auf praxisnahe Umsetzungen und lokale Produkte – etwa mit dem „20-Kilometer-Biergarten“, in dem ausschließlich regionale Lebensmittel angeboten werden. 

Neben Innovation und Teilhabe spielt bei Silicon Vilstal also auch Nachhaltigkeit eine tragende Rolle. Durch die bewusste Nutzung regionaler Ressourcen fördert die Initiative kurze Wertschöpfungsketten und sensibilisiert für verantwortungsvollen Konsum. Auch im Coaching- und Coworking-Programm „Bauer sucht Startup“ wird sichtbar, wie ökologische Landwirtschaft und Start-ups gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen für den ländlichen Raum arbeiten – immer mit dem Ziel, nachhaltige Entwicklung direkt vor Ort erlebbar zu machen.


„Alle Menschen können eine unternehmerische Haltung entwickeln, einfach mal etwas umsetzen.“

Unternehmertum als Motor für nachhaltige Transformation  

Helmut Ramsauer betont, dass die Zukunftsfähigkeit einer Region in den Menschen selbst liegt. Unternehmertum sieht er als treibende Kraft für wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum. Seine Initiative „Silicon Vilstal“ verfolgt einen breiten Ansatz, den er als „Machertum“ beschreibt: „Alle Menschen können eine unternehmerische Haltung entwickeln, einfach mal etwas umsetzen.“ Er ist überzeugt, dass „Unternehmertum zur nachhaltigen Transformation beitragen kann, weil es den Menschen die Möglichkeit gibt, aktiv an der Gestaltung ihrer Region teilzuhaben“. 

Jennifer Stevermüer ist Mitarbeiterin im Fachbereich „Gründung“ beim RKW Kompetenzzentrum
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