RKW Expertise


Wie können soziale Unternehmen unterstützt werden?
Maßnahmenentwicklung zur Förderung von Social Entrepreneurship

Container for the scroll indicator

(Will be hidden in the published article)

Soziale Innovationen, gemeinwohlorientierte Unternehmen oder Social Entrepreneurinnen beziehungsweise Social Entrepreneure, also Sozialunternehmerinnen und -unternehmer, leisten einen bedeutenden Beitrag, um die zunehmend komplexen Herausforderungen unserer Gesellschaft zu bewältigen. Mit ihren kreativen und innovativen Geschäftsideen engagieren sie sich dafür, unser gegenwärtiges und zukünftiges Zusammenleben zu verbessern. Doch was sind Sozialunternehmen überhaupt? 

Die Bundesregierung formulierte 2023 im Rahmen der „Nationalen Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen“ erstmals ein Begriffsverständnis: 

  • Unternehmen, für die das soziale oder gesellschaftliche, gemeinwohlorientierte Ziel Sinn und Zweck ihrer Geschäftstätigkeit darstellt, was sich oft in einem hohen Maß an sozialer Innovation äußert,
  • deren Gewinne größtenteils wieder investiert werden, um dieses soziale Ziel zu erreichen und
  • deren Organisationskultur oder Eigentumsverhältnisse dieses Ziel widerspiegeln, da sie auf Prinzipien der Mitbestimmung oder Beteiligung der Belegschaft basieren oder auf soziale Gerechtigkeit ausgerichtet sind.

In Abgrenzung zu anderen Unternehmen ergibt sich hieraus ein zentrales Merkmal sozialer Unternehmen: die Absicht, gesellschaftliche Mehrwerte bei gleichzeitiger Sicherstellung finanzieller Nachhaltigkeit und Stabilität zu generieren.

Diese duale Zielsetzung wirkt sich allerdings auch auf die Unterstützung und Finanzierung sozial-unternehmerischer Aktivitäten aus und stellt eine zentrale Herausforderung dar. Die Erzielung eines gesellschaftlichen Mehrwerts mit der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Unternehmens in Einklang zu bringen, ist risikoreich. Außerdem sind beispielsweise Investitionen in soziale Gründungen im Vergleich zu Technologie-Start-ups häufig mit geringeren Renditechancen verbunden und bieten damit geringere Investitionsanreize. Ebenfalls ist der Nachweis der Wirkungen einer sozialen Gründung oftmals nur schwer zu quantifizieren und lässt sich gerade in der frühen Entwicklungsphase lediglich schätzen, aber nicht systematisch erfassen. 

Wie können soziale Unternehmen trotz dieser Herausforderungen passend unterstützt werden?

Zwei Beispiele aus der Arbeit des RKW Kompetenzzentrums zeigen, wie es gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern auf Länder- sowie auf kommunaler Ebene zur Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur Unterstützung von Social Entrepreneurship beiträgt. Ziel dabei ist, das Potenzial gemeinwohlorientierter Gründungen in der Region aufzuzeigen und passende Unterstützungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand vorzuschlagen. Einige dieser Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, andere sind in der Planung.

Unterstützung auf Länderebene: Beispiel Nordrhein-Westfalen

Was sind Gründungsökosysteme? Wie können Potenziale erkannt und gestärkt werden?

Alle Angebote des RKW zum Thema Gründungs­ökosysteme finden Sie hier:

Gründungsökosysteme

Gemeinsam mit dem Institut für Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen wurde das RKW Kompetenzzentrum vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen 2023 beauftragt, strategische Handlungsempfehlungen zur Unterstützung sozialer Gründungen zu entwickeln. Dafür wurde eine umfassende Analyse der Unterstützungsangebote in NRW sowie der bestehenden Finanzierungsinstrumente durchgeführt. Durch eine Reihe von Experteninterviews und zwei Strategieworkshops wurden wichtige Akteurinnen und Akteure des Gründungsökosystems in den Prozess mit eingebunden. Der erstellte Ergebnisbericht umfasst insgesamt zehn von der Analyse abgeleitete Maßnahmen in den Handlungsfeldern Zusammenarbeit im Ökosystem, Finanzierung, Kooperationen und Geschäftsanbahnungen sowie Kompetenzentwicklung – darunter die Einrichtung eines Social-Entrepreneurship-Hubs, ein verbesserter Zugang zu Förderprogrammen sowie das Aufsetzen eines Social-Innovation-Fonds. 

Die Wirtschaftsministerin in NRW, Mona Neubauer, stellte die Handlungsempfehlungen im Sommer 2024 öffentlich vor: „Diejenigen, die sich für ein besseres Miteinander, die Umwelt, benachteiligte Gruppen oder gegen strukturelle Ungerechtigkeiten einsetzen und dabei unternehmerisch neue Wege beschreiten, bedürfen unserer besonderen Unterstützung.“ Wer zukünftig ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen gründen wolle, solle in Nordrhein-Westfalen substanzielle Verbesserungen spüren, so die Ministerin. Mittlerweile baut das Bundesland die Unterstützungsangebote für Gründerinnen und Gründer weiter aus. Sechs Hubs wurden im Frühjahr 2025 zur Förderung ausgewählt, um Start-ups mit vielversprechenden Geschäftsmodellen gezielt beim weiteren Wachstum zu unterstützen – darunter auch Anthropia, ein Hub speziell für gemeinwohlorientierte Start-ups.


„Das Ziel ist, eine Perspektive für den gesellschaftlichen Wandel zu einem verantwortungsbewussten und nachhaltigen Miteinander aufzuzeigen.“

Unterstützung auf kommunaler Ebene: Beispiel Wiesbaden

Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht, das Social Entrepreneurship Network Deutschland e. V. (SEND) und das RKW Kompetenzzentrum wurden gemeinsam von der Stadt Wiesbaden Ende 2022 beauftragt, ein Konzept zur Ausgestaltung und Etablierung eines "Social and Sustainability Startup Hubs" zu erarbeiten. Das Ziel ist, eine Perspektive für den gesellschaftlichen Wandel zu einem verantwortungsbewussten und nachhaltigen Miteinander aufzuzeigen. Die Vision: das Wiesbadener Gründungsökosystem durch einen entsprechenden Hub zu stärken, um sowohl unternehmerisches, soziales und nachhaltiges Denken und Handeln zu fördern als auch interessierte und talentierte Menschen für eine Gründung zu sensibilisieren und qualifizieren. Die Vernetzung mit den richtigen Kooperationspartnerinnen und -partnern sowie der Zugang zu bereits bestehenden Gründungsnetzwerken sollen dazu beitragen, die wirtschaftliche Relevanz der Stadt Wiesbaden sowie der Rhein-Main-Region als Gründungsstandort nachhaltig zu stärken und sie auch überregional im Bereich des sozial-ökologischen Impacts zu positionieren.

Inhalte des Konzepts sind einerseits umfassende Analysen der regionalen Ausgangsbedingungen und des Gründungsgeschehens sowie die Aufbereitung von Best-Practice-Beispielen. Andererseits werden konkrete Maßnahmen zur Umsetzung eines Hubs – von der Vision über Standort, Öffentlichkeitsarbeit und Aufwandseinschätzungen – aufgezeigt. Im Dezember 2024 wurde zudem der erste Wiesbadener Ideathon durchgeführt. Dieser bot den Teilnehmenden Raum, um erste Lösungsansätze für nachhaltige und soziale Herausforderungen sowie Geschäftsideen zu entwickeln.

Dies sind nur zwei Beispiele, bei denen das RKW Kompetenzzentrum direkt in die Maßnahmenentwicklung zur Förderung von Social Entrepreneurship durch den öffentlichen Sektor eingebunden war. Je nach Ebene der Initiatorin oder des Initiators (Land, Kommune) unterscheiden sich die Detailgrade der empfohlenen Initiativen. Auf Landesebene war ein dezidierter Hub nur eine von vielen Maßnahmen, auf der kommunalen Ebene sollte genau solch ein Hub konkret konzeptioniert werden. 

Rabena Ahluwalia ist Mitarbeiterin im Fachbereich „Gründung“ beim RKW Kompetenzzentrum. 
E-Mail schreiben

Container for the dynamic page

(Will be hidden in the published article)

Container for the dynamic page

(Will be hidden in the published article)