Expertenbeitrag


Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD):
​Das kommt auf die Unternehmen zu

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Die EU-Vorgabe Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). zielt darauf, den privaten Finanzmärkten Informationen über die Nachhaltigkeit der Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Zunächst sind hiervon nur börsenorientierte Großunternehmen betroffen. Ab 2026 war auch eine Berichtspflicht für große Mittelständler vorgesehen. Diese soll gemäß dem neuen EU-Omnibus-Paket jedoch auf 2028 verschoben werden und nur noch sehr große Mittelständler betreffen. Auch wenn kleinere Mittelständler selbst gar nicht berichtspflichtig sind, werden dennoch viele von ihnen indirekt von der Regulierung betroffen sein, da sie sich steigenden Informationsbedarfen ihrer berichtspflichtigen Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner – seien es Kundinnen, Kunden, Zuliefernde, Finanzpartnerinnen oder -partner – gegenübergestellt sehen. Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat ein Forschungsteam des IfM Bonn die Auswirkungen der CSRD auf die mittelständischen Unternehmen untersucht.

Strukturen und Prozesse fehlen häufig (noch):
Nur 17 % der Unternehmen hatten in 2022 Abläufe zur Treibhausgasbilanzierung etabliert.

Mit der CSRD werden Unternehmen zu einer umfangreichen Berichterstattung in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit verpflichtet. Nach und nach sollen neben börsennotierten auch große mittelständische Unternehmen in die Berichtspflicht einbezogen werden. Dies stellt viele Unternehmen, die bislang keine Erfahrung mit einer Nachhaltigkeitsberichterstattung haben, vor zahlreiche Herausforderungen. So müssen die berichtspflichtigen Unternehmen – sowie ihre indirekt betroffenen Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner, die durchaus auch kleinere Unternehmen sein können – hierfür erst Strukturen und Prozesse zur Informationserhebung schaffen. Eine frühere IfM-Studie hat jedoch gezeigt, dass 2022 beispielsweise Prozesse zur Treibhausgasbilanzierung erst in 17 Prozent der Unternehmen vorhanden waren. Hinzu kommen Schwierigkeiten, Informationen aus der Wertschöpfungskette zu beschaffen. Mit dem Omnibus-Paket verspricht die EU-Kommission zwar eine Reihe an Erleichterungen, wie diese jedoch konkret aussehen werden und inwieweit diese gerade die indirekt betroffenen kleinen Mittelständler entlasten, muss sich erst noch zeigen.

Die wichtigsten Herausforderungen für Unternehmen im Überblick

Komplexität der Berichterstattung

  • Hohe Anzahl an Informationserfordernissen
  • Mangel an für die Berichterstattung nötiger Erfahrung, notwendigen Strukturen und Routinen in den Unternehmen

Informationsbeschaffung aus der Wertschöpfungskette

  • Manche Berichtsstandards erfordern Informationen von unmittelbaren sowie mittelbaren Zuliefernden, Kundinnen und Kunden, auch wenn diese selbst nicht berichtspflichtig sind
  • Mittelbare Zuliefernde, Kundinnen und Kunden müssen ggf. erst ermittelt werden
  • Auch wenn Unternehmen in der Wertschöpfungskette berichtspflichtig sind: Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen der Wertschöpfungskette können eigene Informationsbedarfe nur teilweise decken
  • Informationsbeschaffung bei Nicht-Berichtspflichtigen (meist KMU) mit überproportionalem Aufwand verbunden

Informationsbedarfe von Geschäftspartnern

  • Berichtspflichtige Kundinnen, Kunden, Zuliefernde, Finanzpartnerinnen und -partner benötigen Informationen
  • Informationsabfragen variieren in Inhalt, Granularität, Frequenz

Wettbewerbswirkungen zunehmender Transparenz

  • Erhöhte Verhandlungsmacht von Großkundinnen, Großkunden gegenüber ihren Zuliefernden
  • Möglichkeiten der Kollusion
  • Gefahr eines Verdachts der Kollusion mit entsprechenden Haftungsrisiken 

Von einer Nachhaltigkeitsberichterstattung können Unternehmen auch profitieren

Neben den Herausforderungen eröffnet die Nachhaltigkeitsberichterstattung den Unternehmen aber auch eine Reihe an Chancen: So können die erhobenen Nachhaltigkeitsinformationen zur Identifikation von Einsparpotenzialen, zur langfristigen Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells oder zur Identifikation von Innovationspotenzialen genutzt werden. Darüber hinaus lassen sich die Nachhaltigkeitsberichte auch strategisch als Kommunikationsinstrument einsetzen. Ebenso können die Berichte Nachfolgelösungen erleichtern, da hierdurch Informationsasymmetrien zwischen Käuferinnen, Käufern und Verkäuferinnen, Verkäufern im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells reduziert werden.


Die wichtigsten Chancen für Unternehmen im Überblick

Nutzen der Informationen selbst 

  • Einsparpotenziale identifizieren
  • ESG-Risiken im eigenen Unternehmen identifizieren
  • Innovationspotenziale entdecken
  • Von anderen Unternehmen lernen

Nutzen der Berichte als Kommunikationsinstrument 

  • Nachhaltigkeit des Unternehmens gegenüber Kundinnen und Kunden kommunizieren; Attraktivität als Zulieferin oder Zulieferer unterstreichen
  • Attraktivität als Arbeitgeberin/Arbeitgeber erhöhen

Finanzierung und Nachfolgesuche

  • Reduzierter Aufwand / erleichterter Zugang zu Förderkrediten
  • Attraktivität des Unternehmens auf Kapitalmärkten erhöhen 
  • Unterstützung der Nachfolgesuche durch Abbau von Informationsasymmetrien

Strukturierte Deckung der Informationsbedarfe verschiedener Stakeholderinnen und Stakeholder

  • Informationsbedarfe von Kundinnen, Kunden, Zuliefernden, Finanzpartnerinnen und -partnern bedienen
  • Ggf. Bedarfe von Behörden und halbstaatlichen Stellen nach Nachhaltigkeitsinformationen decken

Auch wenn die ursprünglichen Planungen der EU zur Nachhaltigkeitsberichterstattung nun abgemildert werden, bleiben sie für viele der betroffenen mittelständischen Unternehmen eine Herausforderung. Es ist zu hoffen, dass diese Herausforderungen nicht den Blick darauf verstellen, dass die systematische Erhebung von Nachhaltigkeitsinformationen auch Chancen für die Unternehmen birgt.

Die Studie „Nachhaltigkeit im Mittelstand: Die CSRD als Chance oder Herausforderung?“ ist auf der Internetseite der Bertelsmann Stiftung abrufbar.

Dr. Markus Rieger-Fels ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn.
E-Mail schreiben
Dr. Jonas Löher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn.
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