Fachkräfte binden, Zusammenhalt fördern – Nachhaltiges, generationenübergreifendes Wirtschaften im Mittelstand
Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dabei sind ganzheitlich ökologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen.
Im Mittelstand herrschen grundsätzlich günstige Voraussetzungen für nachhaltiges Wirtschaften, denn viele Unternehmen …
haben lange Traditionen und sind in ihren Regionen verwurzelt,
setzen auf langfristigen Geschäftserfolg und nicht auf schnellen Profit,
verfolgen schon aus Gründen der Wirtschaftlichkeit einen sparsamen Umgang mit Rohstoffen und Energie,
haben flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege, die für eine schnelle Anpassungsfähigkeit sorgen – auch auf Arbeitsmarkttrends,
haben ein hohes Qualitätsbewusstsein und gute Kundenbeziehungen, die für einen guten Ruf im lokalen und geschäftlichen Umfeld sorgen,
sind auch im Hinblick auf nachhaltige Fachkräftesicherung gut aufgestellt: aufgrund guter Arbeitsbedingungen, qualifizierter Arbeit und eines guten Miteinanders im Betrieb.
In einer von schnellem Wandel geprägten Wirtschaft gilt es, beständig an solchen Stärken zu arbeiten. Nachhaltigkeit ist eine herausfordernde und reizvolle Zukunftsaufgabe für den Mittelstand.
Nachhaltig und generationengerecht wirtschaften – ein Beispiel
Wie kann nachhaltiges Wirtschaften im Mittelstand ganz konkret aussehen? Gute Antworten auf diese Frage hat die Sanierungstechnik Dommel GmbH mit 95 Beschäftigten an den Standorten Hamm und Wiesbaden. Das Unternehmen befasst sich mit der grabenlosen Sanierung von Abwassernetzen. Die Bandbreite des Engagements für Nachhaltigkeit ist groß. Sie reicht von der Geschäftspolitik über die Sicherung von Fachkräftenachwuchs bis hin zu attraktiven Arbeitsbedingungen und einem starken sozialen Zusammenhalt. Damit gibt die Firma ein gutes Beispiel für umfassende Nachhaltigkeit, das die Mitarbeitenden überzeugt.
Umweltbewusstes Handeln gehört zum Kerngeschäft der Sanierungstechnik Dommel GmbH. Die Kanalsanierung leistet einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz. So wird durch die Abdichtung von Kanalrohren das Austreten von Abwasser in Erdreich und Grundwasser verhindert. Zudem arbeitet die Firma zusammen mit Netzwerkpartnerinnen und -partnern im lokalen Ökoprofitprojekt an der Einsparung von Energie und Abfall bei Bauarbeiten.
Engagement für eine zukunftsfähige Ausbildung
Im Zuge der Digitalisierung sind die fachlichen Anforderungen in den Berufsfeldern der Sanierungstechnik gestiegen. Harte körperliche Arbeit ist gleichwohl immer noch zu leisten. Die Firma engagiert sich seit Jahren und intensiv für diese Berufsausbildung. Mit Erfolg: Entgegen dem allgemeinen Trend weist das Unternehmen einen recht niedrigen Altersdurchschnitt auf. Neben der klassischen Kanalbauerausbildung bietet Dommel auch eine Ausbildung zur „Umwelttechnologin und -technologen für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen“ an.
Altersgemischte Teams – Eckpfeiler der Zusammenarbeit
Benedikt Stentrup, Geschäftsführer der Sanierungstechnik Dommel GmbH, äußert sich skeptisch gegenüber besonderen Konzepten der Generationenzusammenarbeit. Vielmehr sollte sie integraler Bestandteil der alltäglichen Arbeit sein. „Bei der passenden Unternehmenskultur geschieht bei uns der Austausch zwischen den Generationen ganz automatisch, ohne gezielte Förderung durch die Geschäftsleitung.“
Dazu werden ganz selbstverständlich altersgemischte Teams in den Büros und auf den Baustellen gebildet. Damit können Stärken kombiniert und Wissen transferiert werden. Die Älteren bringen ihre Erfahrungen und ihr Problemlösungswissen ein, die Jüngeren ihre digitalen Kompetenzen. So entsteht eine Art Tandemlösung.
„Wir hatten einen älteren Fahrer, der konnte sein Kanalreinigungsfahrzeug in die kleinste Lücke hineinrangieren. Aber mit der auf dem Fahrzeug verbauten sensiblen Zusatztechnik tat er sich sehr schwer. Dagegen war einer unserer jungen Facharbeiter, der gerade die Ausbildung absolviert hatte, sehr geschickt im Umgang mit Elektronik – so haben wir dieses Team anschließend zu zweit eingeplant.“
Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für jedes Alter – und zwar passgenau
Zu den Grundprinzipien des Unternehmens gehören berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beschäftigten – unabhängig vom Alter. „Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote stehen allen Mitarbeitenden offen, die sich persönlich oder ihr Fachwissen weiterentwickeln wollen.“ Dazu ist es wichtig, dass die Lernangebote für die Mitarbeitenden bedarfsgerecht gestaltet werden. Dies schließt die Rücksichtnahme auf Unterschiede beim Lerntempo, zum Beispiel bei digitalen Themen, ein. Es darf eben auch mal etwas länger dauern.
Das wertschätzende und freundliche Miteinander im Betrieb führt dazu, dass zum einen die Stärken der einzelnen Mitarbeitenden anerkannt werden. Zum anderen herrscht Toleranz und Offenheit im Umgang mit Schwächen und Lernbedarf.
„Das funktioniert bei uns relativ hemdsärmelig aufgrund unserer Unternehmenskultur. Darauf fußt auch der Austausch zwischen den Generationen, dass Ältere sich nicht schämen, wenn sie irgendwas von dem neuen Kram noch nicht können. Die Jüngeren müssen sich auch nicht schämen, wenn sie bei anderen Dingen noch keine Erfahrung haben. Das ist nichts, was wir, wer weiß wie, organisiert haben. Das ist einfach passiert.“
Das Wohlbefinden der Beschäftigten fördern
Das Unternehmen verfolgt daher auch kein groß angelegtes Personalkonzept, sondern setzt auf flexible Maßnahmen, die sich anpassen und gezielt ergänzen lassen. Grundlage ist ein starker Arbeitsschutz – unter anderem durch das AMS-BAU Managementsystem der Berufsgenossenschaft Bau. Verbunden ist dies mit einem aktiven Vorschlagswesen, das vor allem älteren Mitarbeitenden Raum für Ideen gibt.
Das Gesamtpaket aus gutem Sozialklima, guten Arbeitsbedingungen und Zusatzleistungen kommt bei den Beschäftigten gut an. Im Rahmen von Arbeitgeberzertifizierungen durchgeführte Mitarbeiterbefragungen zeigen eine hohe Zufriedenheit, insbesondere bei den Kategorien Fairness, Verantwortung und Sozialleistungen. Dies ist ein klarer Beleg für den zukunftsorientierten Kurs. Die Rückmeldungen der Mitarbeitenden dienen zugleich als Basis für weitere Verbesserungen und bringen zusätzliche Dynamik in die Entwicklung der Unternehmenskultur.
Um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern, hat die Sanierungstechnik Dommel GmbH Bausteine entwickelt:
Führungsgrundsätze wie Ansprechbarkeit und Verlässlichkeit
Bildungsangebote für alle Beschäftigten
Investitionen in IT und Arbeitssicherheit
Erfolgsbeteiligung über Prämien
Zusätzliche Services wie Waschdienst und Fitnessraum
Hotline für psychosoziale Hilfe und schnelle Facharzttermine
Impulse für Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Arbeitswelt
Nachhaltiges Wirtschaften steht derzeit unter Druck, gerade wenn es um ökologische Konzepte geht. Die Sustainable Development Goals und Berichtspflichten werden oft als bürokratische Gängelung angesehen. Umso wichtiger sind Positivbeispiele nachhaltigen Wirtschaftens. Das hier portraitierte Unternehmen setzt vielfältige Impulse: Es sichert qualifizierte Beschäftigung, fördert Ausbildung in Nachhaltigkeitsberufen und engagiert sich für Umweltschutz in der Region. Besonders ausgeprägt ist das Engagement für soziale Nachhaltigkeit – mit menschengerechter Arbeit, Fokus auf dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden sowie Bildungs- und Beteiligungsangeboten. Die gute Resonanz der Beschäftigten bestätigt, dass Nachhaltigkeit positiv als Zugewinn erlebt werden kann. Mit Überzeugungskraft können neue Spielräume für Lebensqualität geschaffen werden.
Dr. Andreas Hinz ist Mitarbeiter im Bereich „Fachkräftesicherung“ beim RKW Kompetenzzentrum. E-Mail schreiben
„Die Sustainable Development Goals und Berichtspflichten werden oft als bürokratische Gängelung angesehen. Umso wichtiger sind Positivbeispiele nachhaltigen Wirtschaftens."
Definition Nachhaltigkeit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Das betrifft ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Es geht also um einen verantwortungsbewussten Umgang mit den endlichen Ressourcen auf unserer Erde, damit heutige und künftige Generationen weltweit ein lebenswertes Leben – entsprechend ihren Bedürfnissen – führen können.